„10.000 Flüchtlingskinder sind verschwunden“, warnte Michael O’Flaherty, Leiter der EU-Grundrechteagentur, schon zu Beginn des letzten Jahres in einem Interview mit der Presse. Von offizieller Seite wird viel über die Problematik gesprochen. Passiert ist bisher noch nichts.
Mehr als die Hälfte der nach der Europa flüchtenden Minderjährigen kommen ohne Begleitperson an. Während viele bereits alleine die beschwerliche Reise antreten, werden manche bewusst durch Schlepper von ihren Eltern und Bekannten getrennt. Die unbegleiteten Kinder sind am meisten gefährdet, ausgenutzt und missbraucht zu werden. Es wird vermutet, dass viele von ihnen Opfer von Menschenhandel wurden und zu körperlicher Arbeit gezwungen werden. Besonders Mädchen sind der Gefahr ausgesetzt, zwangsprostituiert, oder -verheiratet zu werden. „Wir vergessen viel zu oft, dass hinter der abstrakten Flüchtlingsdebatte Menschen und persönliche Schicksale stehen“, gibt Josef Weidenholzer zu bedenken.
Obwohl die Problematik seit Monaten bekannt ist, hat sich nichts an der Situation geändert. Es existieren nach wie vor keine offiziellen Daten, wo diese Kinder sind. „Es ist inakzeptabel, dass Kinder in Europa verschwinden. Es ist nicht so, dass wir nichts tun können. Wir brauchen eine koordinierte europäische Strategie, um diese Kinder zu finden“, so Weidenholzer. Neben der EU sind hier auch die einzelnen Mitgliedsstaaten gefordert, aktiv am Auffinden der Kinder zu arbeiten. Neben einer besseren Kooperation zwischen den nationalen Strafverfolgungsbehörden schlägt Weidenholzer vor, Europol solle eineN SonderbeauftragteN einsetzen, um bei der Suchaktion zu helfen.
Neben einer koordinierten Suche müssen Maßnahmen gesetzt werden, um Flüchtlingskinder zukünftig besser schützen zu können. Lange Verfahren, fehlende Ausbildungsplätze und fehlende Perspektiven bringen viele in ihrer Verzweiflung dazu, sich alleine auf die Suche nach ihren Familien in andere Länder zu begeben. In vielen Flüchtlingslager fehlt es außerdem an Ansprechpersonen. „Auch Sonderprogramme im Rahmen des Umverteilungsprogramms für Flüchtlinge sind eine Möglichkeit, sie besser zu schützen.“ schlägt Weidenholzer vor. „Erst 205 unbegleitete Minderjährige aus Griechenland und Italien sind in der EU verteilt worden – viel zu wenige und viel zu langsam.“
Das Thema wurde vor Kurzem im Parlament debattiert. Hier ist Joes Beitrag: