Straßburg, 6. Juli 2016. „Ich war noch nie nach einer Fraktionssitzung so fassungslos“, schreibt der deutsche SPD Abgeordnete und S&D Vizepräsident Knut Fleckenstein auf Facebook. Es war ein zu tiefst berührender Moment als die 19 Jährige Jesidin Lamya Taha über ihre fast zweijährige ISIS-Gefangenschaft spricht. Mithilfe der NGO „Luftbrücke Irak“ unter der Leitung von Vorsitzenden Mirza Dinnayi befindet sie sich derzeit zur Behandlung in Deutschland. Lamya Taha ist eine von 6000 Frauen und Mädchen, die im August 2014 bei dem Überfall auf der Region Sindschar im Nordirak von ISIS gefangen genommen und verschleppt wurde, sie stammt aus dem Dorf Kojo, in dem eines der schlimmsten Massaker stattgefunden hat und ihre Eltern getötet wurden. In der Sitzung berichtet sie von unzähligen Vergewaltigungen in der Gefangenschaft und Drohungen, ihre Füße abzuschneiden bis hin zu Selbstmordversuchen und ihrer Flucht, bei der andere ihr Leben verloren haben und sie selbst auf eine Landmine getreten ist. Ihr Gesicht ist schwer von der Flucht gezeichnet. Nach dem Bericht von Lamya Taha erheben sich die Abgeordneten und klatschen. Ein Moment, in dem allen klar ist, dass man sich bei der mutigen Frau nur bedanken kann, in dem man der jesidischen Minderheit größtmögliche politische Unterstützung zu kommen lässt. Möglichkeiten dafür gibt es genug. Im Jahr 2015 wurden zum Beispiel 1100 Frauen und Kinder über die Luftbrücke zur Behandlung nach Deutschland gebracht. Für sie hat damit in Europa ein neues Leben begonnen. Noch immer befinden sich über 3000 Frauen und Kinder in ISIS Gefangenschaft, und rund 1500 ohne Betreuung in Flüchtlingszelten im Nordirak, darunter auch Lamyas jüngerer Bruder. Europa wird gebraucht und ist gefordert, auch die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit diese gefunden und befreit werden werden können und sie in Europa jene Hilfe erhalten, die es im Irak für sie nicht gibt. Mit ihrem Bericht in der Fraktionssitzung hat Lamya Taha wichtige Beweise geliefert, die spätestens dann noch mehr gebraucht sein werden, wenn die Täter endlich vor Gericht stehen und bestraft werden.