Seit 2009 wird jedes Jahr der EU BürgerInnenpreis von einer Jury des EU Parlaments vergeben. Jeder und jede Abgeordnete kann dabei eine Person, Gruppe, Organisation oder ein Projekt nominieren und für den Preis einreichen. Prämiert werden soll außergewöhnliches Engagement für ein gegenseitiges Verständnis, Initiativen für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die praktische Anwendung der EU-Grundrechtscharta (Gastfreundschaft, Toleranz und Solidarität). Eingereicht wurden heuer 61 Projekte aus 19 Ländern, von denen die Jury rund um Martin Schulz (Parlamentspräsident) einige auswählte.

EU BürgerInnenpreis – die Medaille


Unter den GewinnerInnen des Jahres 2012 findet sich auch das von Joe Weidenholzer nominierte Projekt „Passo dopo Passo“ (italienisch: Schritt für Schritt). Eine Gruppe von Theaterleuten der Compania Il Melarancio um Gimmi Basilotta wanderte, logistisch unterstützt, Schritt für Schritt entlang der Bahnstrecke, auf der im Februar 1944 von den Nazis eine Gruppe von 26 Juden, die im Polizeigefängnis von Borgo inhaftiert waren, in das Vernichtungslager deportiert wurden. Über 70 mal, Etappe für Etappe, vom äußersten Westen Italiens, vom Piemont über die Lombardei, das Trentino, Tirol, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Mähren nach Schlesien wurde täglich um 8.00 vom jeweiligen Bahnhof losmarschiert. Bis nach Auschwitz. Unterwegs wurden an jedem Etappenziel symbolisch Birken gefplanzt.
Daran und an all die anderen nach Ausschwitz Deportierten will das Projekt erinnern – sich selbst und die Menschen, die sie auf dem Weg getroffen haben. „Sie machen das zu einem Zeitpunkt, wo die Erinnerung an das Vergangene in selbstgerechter Ritualisierung erstarrt, während gleichzeitig die Bedingungen dafür, dass sich Geschichte wiederholen kann wachsen“, begründet Joe Weidenholzer seine Nominierung des Projektes.

Klaus Baumgartner (links), SJ-Linz Vorsitzender, ging ein Stück des Weges mit.


Josef Weidenholzer verfolgte das Projekt „Passo dopo Passo“ schon auf Facebook, bevor die Gruppe in Linz Station machte. Die Idee einer laizistischen Pilgerreise begeisterte ihn sofort. Im Alten Schlachthof Wels hat er die Gruppe bei einem Begegnungsabend kennengelernt. Im November wird er wieder Besuch aus Piemont bekommen – wenn Passo dopo Passo in Brüssel den Bürgerpreis entgegen nehmen.
Link zum Projekt: http://www.viaggioadauschwitz.com/?lang=de